Warum braucht es den Masterplan? (aus ISBN 978-3451309267)

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Weil fossile Energien künftig nicht mehr bezahlbar sind.

In den letzten zehn Jahren ist der Ölpreis auf mehr als das Vierfache angestiegen.

Das ist ein Fakt. In den nächsten zwanzig Jahren wird sich der weltweite Energieverbrauch verdoppeln. Das ist eine ziemlich wahrscheinliche Annahme. Peak Oil, der Hohepunkt der Ölförderung, ist global schon überschritten. Was wir täglich an Öl, Kohle und Gas verbrennen, ist in der Natur in einer Million Jahren entstanden. Wir haben schon einen Großteil der Vorräte verbraucht und dabei die Erdatmosphäre verpestet und das Klima aus dem Gleichgewicht gebracht. Das kann nicht nachhaltig sein.


Energiekosten: Entwicklung 1992-2012

Energiekostenentwicklung 1992 2012 Willenbacher.png
Quellen: Bundeswirtschaftsministerium, 2013; Deutsche Windguard, 2013.


Vielleicht können sich die USA mit der Fracking-Methode für ein paar Jahre unabhängiger von russischem Gas oder saudischem Öl machen. Aber das wird nicht einmal eine Generation reichen. Und die USA sind längst nicht mehr der grösste Energieverbraucher. China hat sie überholt, Indien sowie Schwellenländer wie Brasilien intensivieren ihre Industrialisierung und werden ihre Produktion und ihr Wirtschaftswachstum – und damit ihren Energieverbrauch – in den nächsten Jahren gewaltig erhöhen.

In Deutschland gibt es bei 80 Millionen Menschen etwa 50 Millionen Autos. Weltweit gibt es gut 800 Millionen Autos bei sieben Milliarden Menschen – und bald werden es neun Milliarden Menschen sein. Können wir den neuen Mittelschichten das Konsumieren verbieten? Sicher nicht. Nehmen wir also an, diese Menschen wurden alle auch ein Auto besitzen. Und Handy, Laptop, Kühlschrank, Klimaanlage.

Dann würde der Energiebedarf in den nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahren nicht nur um 50 Prozent steigen, sondern all unsere Vorstellungen übertreffen.

Eine Versorgung mit konventionellen Energien wäre schlicht nicht mehr möglich.

Egal, wie lange es noch reicht: Es ist klar, dass all diese Bedürfnisse nicht mit billigem Öl zu befriedigen sind. Vor allem kann unser Planet die zusätzlichen Milliarden mit fossilen Brennstoffen betriebenen Autos und Klimaanlagen nicht mehr vertragen und wird sich weiter aufheizen. Das wirkt sich nicht nur auf Eisbären und andere Tierarten aus, es führt zu Nahrungskrisen, extremen Wetterkatastrophen, Klimaflüchtlingen und Klimakriegen. Zudem ist Erdöl das „Schmiermittel“ der Wirtschaft und wird auch ausserhalb des Energiebereichs vielfältig verwendet. Wir brauchen Öl zum Beispiel in der chemischen Industrie, etwa für die Erstellung von Kunststoffen oder Medikamenten. Wir können es uns nicht mehr leisten, es einfach zu verbrennen und in die Luft zu blasen.


Immer weniger Ressourcen, immer höhere Nachfrage und Warenproduktion bei sich dramatisch beschleunigendem Klimawandel. Demgegenüber steht ein sinkendes Angebot an fossilen Rohstoffen. Und jeder Liter Öl, der verbrannt wird, ist unwiederbringlich verloren. Man muss kein Betriebswirtschaftsguru sein, um zu wissen, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Je weniger da ist und je mehr nachgefragt wird, desto teurer wird es. Die Energiewende hat nicht nur eine soziale und ökologische Dimension, sie hat vor allem eine enorme ökonomische Bedeutung. Die Euro-Krise ist auch eine Energiekrise, weil die EU immer mehr Geld für teure fossile Rohstoffimporte ausgeben muss. Die Wahrheit ist: Europa kann sich die teure Strom- und Benzinrechnung schon jetzt nicht mehr leisten.


Meine Grundthese für den Masterplan lautet daher: Konventionelle Energien werden in Zukunft wegen der teuren Rohstoffpreise nicht mehr bezahlbar sein.


Woraus folgt: Wenn wir so weitermachen, werden Kämpfe und Kriege um die endlichen Ressourcen unvermeidbar. Entsprechend wird die Umweltzerstörung noch rasanter als heute zunehmen. Es wird eine immer stärkere Kartellbildung und eine Konzentration auf wenige global agierende Unternehmen geben, die ihre Macht gegenüber Staaten noch weiter ausbauen werden. Von Bürgerrechten ganz zu schweigen. Man wird roden, man wird Dörfer und Regionen wegbaggern und unter noch grösserem Energieaufwand und vermehrter Freisetzung schädlicher Klimagase das letzte Öl aus Schiefer und Teersanden herauspressen. Das ist sehr teuer, aber bei steigenden Preisen kann man damit viel Geld verdienen. Selbst die wertvollsten Naturräume werden dann kein Tabu mehr sein. Das Gleiche gilt für Fracking, eine Fördermethode, bei der man mit Hilfe von giftigen Chemikalien Erdgas aus tiefen Erdschichten gewinnt. Mit Chemikalien, die unser Trinkwasser gefährden. Fracking ist keine Lösung, wie heute oft behauptet wird. Es ist die Fortsetzung des Problems und allenfalls eine weitere Verzögerung der Lösung.

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