General a.D. Harald Kujat am 15.11.2025:X

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General a.D. Harald Kujat

General a.D. Harald Kujat: „Für ein Kriegsende und eine europäische Sicherheits- und Friedensordnung“

Was folgt für die Ukraine – und was für uns?

1. Nur eine Friedensregelung, die den Interessen der Ukraine und Russlands entspricht und für die USA wie für Europa annehmbar ist, schafft die Voraussetzungen für eine gerechte und dauerhafte europäische Sicherheits- und Friedensordnung. Dies wäre die größte „Sicherheitsgarantie“ für die Ukraine.

2. Deshalb ist entscheidend, dass Verhandlungen nicht länger an Maximalpositionen scheitern. Jede Seite wird schmerzhafte Zugeständnisse machen müssen. Der Preis des Nicht-Verhandelns ist – das lehrt die Realität der letzten Jahre – höher als der Preis des Kompromisses. Für Europa heißt das: nicht noch einmal den Zug in Richtung Frieden verpassen. Eine militärische Niederlage Kiews oder eine ungeregelte Waffenruhe ohne politische Klammer würden die Sicherheitslage verschlechtern, nicht verbessern.

3. Selbstbehauptung Europas heißt: Verantwortung für unseren Kontinent in Frieden und Freiheit übernehmen. Nicht gegen die USA, nicht gegen Russland oder China, sondern für unsere Sicherheit und Wohlergehen, für ein berechenbares Europa, für eine internationale Ordnung, die Konflikte eindämmt, statt sie zu befeuern.

Henry Kissinger schrieb 2014 in einem Namensartikel, „in der öffentlichen Diskussion über die Ukraine geht es nur um Konfrontation. Aber wissen wir denn, wohin wir gehen? In meinem Leben habe ich vier Kriege erlebt, die mit großem Enthusiasmus und öffentlicher Unterstützung begonnen wurden, von denen wir alle nicht wussten, wie sie enden sollten, und aus drei davon haben wir uns einseitig zurückgezogen. Der Test für die Politik ist, wie sie enden, nicht wie sie beginnen.

Viel zu oft wird die ukrainische Frage als Showdown dargestellt: ob sich die Ukraine dem Osten oder dem Westen anschließt. Doch wenn die Ukraine überleben und gedeihen soll, darf sie nicht der Vorposten der einen Seite gegen die andere sein – sie sollte als Brücke zwischen beiden Seiten fungieren.“

Ich bin – trotz allem – grundsätzlich optimistisch. Nicht, weil die Lage einfach wäre. Sondern, weil die Vernunft am Ende eine Eigendynamik entwickelt, wenn man ihr Raum gibt. Lassen wir uns nicht treiben – weder von Wunschdenken noch von Angstnarrativen. Lassen wir uns auf dem Weg aus der unverantwortlichen Kriegslogik leiten von der Verfassung, von Verantwortung und Vernunft.

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Anmerkungen

Dieser Vortrag, gehalten am 15. November 2025 im Haus der Begegnung zu Heidelberg, erscheint auf Phenixxenia.org mit freundlicher Unterstützung des Autors und Referenten General a.D. Harald Kujat.
- Es gilt das gesprochene Wort -